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Die nachfolgende Geschichte ist eine meiner liebsten im neuen Buch. Ich habe das Ende hier weggelassen und Du kannst überlegen, wie Du es schreiben würdest. Es baut natürlich auf den vorangegangenen Ereignissen auf.

Wie geht die Geschichte weiter? Was lernen und erleben wir beiden Frauen? Welche besondere Wendung gibt es noch? Schreibe Deine Endversion (maximal 1 A4 Seite) an . Jeder, der bis zum 20.10. 21 mitmacht, bekommt vor Veröffentlichung den Link zum Video, indem ich die ganz Geschichte vorlese. Für die Idee, welche mir am besten gefällt, bekommst Du ein signiertes Buch von mir geschenkt.

Hier kannst Du das Buch vorbestellen:

Stell Dir vor, Dein Handy wäre vertauscht …

Es ist ein angenehmer Tag. Ich habe lecker gefrühstückt, war beim Friseur und habe gute neue Texte geschrieben. Nach der Mittagspause suche ich nach meinem Handy, finde es in den Tiefen meiner gut gefüllten Frauenhandtasche und öffne die Hülle. Was ist denn das?

17 Anrufe und 63 Nachrichten? Das gab es ja noch nie. Ich schaue genauer hin und mir gefriert das Blut in den Adern. Das ist gar nicht mein Handy! Es sieht zwar genauso aus, doch es ist nicht meins. Um Himmels Willen, wo ist mein Handy? Ich werde panisch. Das geht doch nicht, was mache ich jetzt?

Wie kann es sein, dass binnen weniger Jahre ein kleiner Computer unser bester Freund geworden ist? Einer, ohne den wir nicht aus dem Haus gehen, ohne den wir uns nackt und unsicher fühlen. Wann würden wir auf dem Weg zur Arbeit umkehren und wieder nach Hause fahren? Wenn wir unser Essen vergessen hätten, unser Geld oder unser Smartphone?

Zurück zur Geschichte. Ich versuche zu rekapitulieren, was passiert ist. Gestohlen ist mein Handy nicht, denn ich habe ja eins in der Hand. Es muss also verwechselt worden sein. Beim Friseur, genau, da saß eine sympathische Frau neben mir. Keine Stammkundin, ein Gast. Wir hatten auf dem Tisch zwischen uns die Zeitungen liegen und ja, die Smartphones. Ich laufe zum Friseur, dort weiß man aber nicht, wer diese Frau ist. Ihre Handynummer nützt mir nichts, denn das Smartphone habe ich ja. Ich rufe also mein Smartphone an. Doch keiner antwortet. Klar, ich stelle es ja meistens auf lautlos.

Inzwischen habe ich mich etwas beruhigt und werde neugierig. Hier liegt das Leben eines anderen Menschen in meiner Hand. Ich linse verschämt auf die Nachrichten. Ähnliches wie bei mir. Freunde, die Fotos senden, Fragen nach dem Befinden von Susanne. Doch die meisten Nachrichten kommen aus Gruppen, die Susanne gemeinsam mit Mitarbeitern führt. Immer wieder wird gedrängelt, dass sie sich zu diesem oder jenem äußern soll und dass Termine einzuhalten sind. Das ist ja super anstrengend, schon allein beim Drüberlesen. Ich reagiere und schreibe, dass Susanne ihr Handy verloren hat und nicht antworten kann und ermutige, doch selbst aktiv zu werden.

Es wird Abend und ich bekomme immer mehr Nachrichten aus aller Welt. Eilige Wetterwarnungen, dass es kalt wird (im Winter), aus der Politik über korrupte Machthaber, Wahlbetrug und Steuerhinterziehung, Infektionsgeschehen mit dramatischen Zahlen, Lebensmittel und Autos, die zurückgerufen werden. Ich bin erschrocken, wie viele Informationen Susanne konsumiert.

Das Smartphone wird angerufen von Hans Müller. Ich gehe ran und möchte sagen, dass ich nicht Susanne bin. Doch er sitzt offensichtlich im Auto und hört gar nicht zu. Statt dessen blafft er mich an, warum ich jetzt erst erreichbar sei und dass ich morgen unbedingt eine Abendveranstaltung für ihn besuchen soll. Ich versuche nochmal zu sagen, wer ich bin und er wird immer lauter. Schließlich frage ich, warum er in diesem Ton mit mir spricht und bitte ihn anzurufen, wenn wir in Ruhe miteinander reden können. Ich lege auf. Meine Nerven sind genug strapaziert. Ich habe mir schon vor langem vorgenommen, mich von niemandem mehr anfauchen zu lassen.

Inzwischen macht sich wieder Unruhe breit. Wenn ich nicht erreichbar bin, was wird dann mit meinen Nachrichten? Ich warte jeden Tag auf einen neuen Auftrag.

Und was ist mit Klaus? Ich bin gerade unglücklich verliebt. Ich habe mit Klaus geflirtet. Doch seitdem ich hoffe, dass es etwas Ernsteres werden könnte, bekomme ich nur noch kurze oder keine Nachrichten. Wird er nicht denken, ich habe kein Interesse mehr, wenn ich nicht reagiere?

Das Smartphone klingelt und ich sehe – meine Nummer. Herrlich, das muss Susanne sein. Schnell gehe ich ran und frage: „Susanne, sind Sie das? “Ein glückliches Seufzen ist am anderen Ende der Leitung zu hören. Wir versichern uns, wie froh wir sind, dass wir uns gefunden haben.

Susanne erzählt mir, dass sie ganz beeindruckt ist, dass mein Smartphone sie an Pausen und Rückenübungen erinnert. Nach ihrer ersten Verzweiflung, dass das Telefon weg ist, habe sie diese tatsächlich gemacht und fühle sich nicht so angespannt wie sonst. Ich frage sie, wo man die vielen Nachrichtendienste abstellen kann. Mir verderben nämlich die ständigen dramatisch aufgebauschten negativen Schlagzeilen die gute Laune.

Ich frage sie auch, wer Hans Müller ist und berichte vom Gespräch. Sie hält erschrocken die Luft an. Doch dann lacht sie und erklärt, dass dies ihr Vorstand sei. Sie habe sich noch nie getraut, ihm einmal Grenzen zu setzen und macht sich nun zwar Sorgen, freut sich aber auch über meine Reaktion.

Da hält sie plötzlich inne und fragt, wie es wäre, wenn wir unsere Smartphones noch einen Tag behalten und jeweils anstelle der anderen reagieren. Ich bin fasziniert von der Idee und sage zu. Wir verabreden uns für den nächsten Abend zur Übergabe.

Am Ende des Tages merke ich, dass ich Susannes Leben sehr spannend finde. Sie scheint gern zu kochen und ich habe ihre E-Bay-Auktion für einen extravaganten Topf abgebrochen. Ich fand die Preisentwicklung völlig unangemessen. Wie kann „frau“ nur so viel Geld für einen Topf ausgeben?

Ich frage mich, was mir ohne mein Smartphone fehlt. Wenn ich ganz ehrlich bin, nichts. Meine Familie und Freunde kann ich auch morgen oder übermorgen wieder kontaktieren. Ständig erreichbar zu sein, schnell zu antworten und sich permanent zu zeigen ist eine Sucht. Oder anders gesagt, emotionale Abhängigkeit.

Klar, ich habe Angst, vergessen zu werden. Oder nicht mehr wichtig zu sein, wenn ich mich mal nicht melde. Und mehr noch: Ich messe dem Verhalten der anderen eine Bedeutung bei, die es oft gar nicht hat. Da denke ich gleich an Klaus. Bis vor kurzem schaute ich immerzu auf mein Handy, ob er mir schreibt. Tut er das, folgere ich, dass ich wichtig für ihn bin. Schreibt er nicht, macht mich das traurig. Ich glaube dann, er vermisse mich nicht, ich sei nicht so wichtig für ihn. Das kann doch nicht sein, dass ich mein Befinden davon abhängig mache, wie jemand anderes mit seinem Smartphone umgeht!

Wenig anders ist es mit der Kollegengruppe. Es fühlt sich gut an, gebraucht zu werden, das Gefühl zu haben, dass ohne uns nichts geht. Doch es raubt unnötig Kraft. Die Kollegen verlernen, selbst zu handeln. Wer nicht genug übt, selbst Entscheidungen zu treffen, sammelt wenig Erfahrungen, trifft schlechtere Entscheidungen.

Den nächsten Tag verbringe ich mit der aufregenden Aufgabe, anstelle von Susanne zu antworten.

…. Wie geht die Geschichte weiter?

PS: Diese Geschichte ist zwar eine fiktive. Doch sie ist bei einem Spaziergang mit meiner Freundin entstanden. Wir machten uns klar, wie verschieden wir auf ähnliche Situationen reagieren. Die Bedeutung, die Sorge, die Unsicherheit, die wir Menschen, Dingen und Ereignissen zuordnen, ist eine mentale Sache, aufgrund unserer Erfahrungen, Träume und Befürchtungen. Wollen wir da rauskommen, braucht es andere Antworten. Nur diese führen zu anderen Ergebnissen.

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