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„Glückt  verdient haben“  ist herrlich doppeldeutig, nicht wahr? Welcher Aspekt ist Dir beim Lesen als erstes aufgefallen? Der, ob es gerechtfertigt oder richtig ist, dass Du so glücklich bist, wie Du es bist? Oder der, wie viel Du dafür leistest, um glücklich zu sein?

Zu dieser Frage bin ich kürzlich durch ein Erlebnis gekommen. Ich habe einige Zeit an der Ostsee gearbeitet, in einer schönen Ferienwohnung mit herrlichem Blick auf das Meer. Ein Foto davon schickte ich an meine Freundin. Sie schrieb sofort zurück „Du hast ein Glück“. Und ich? Wollte mich rechtfertigen! Ich begann, gedanklich mein Glück herunterzuspielen. Ich wollte ihr schreiben, dass sie dies jeden Tag habe – sie wohnt am Meer. Dass ich zwar gerade in dieser schönen Wohnung bin, dafür aber seit langem meine Hauptarbeit verloren habe. Ich wollte beschreiben, wie umständlich es war, diese Unterkunft zu finden. Kurzum: Ich wollte erklären, dass ich mir dieses Glück durch Aufwand und das Akzeptieren und Bewältigen von Unangenehmem verdient hätte. Glücklicherweise nahm ich meine Gedanken wahr, bevor ich schrieb – und erschrak. Wieso konnte ich nicht einfach denken: „Ja, ich habe Glück“? Und zwar sehr oft im Leben. Ich erkannte beim Nachdenken darüber „meine“ Muster, mit denen ich mir mein eigenes Glück erschwere:

Glück verdient hat, wer etwas dafür leistet

Bist du auch wie ich bin mit dem Spruch „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ groß geworden? Zwar habe ich bereits vor einigen Jahren erkannt, dass das so nicht stimmen kann und beschlossen, den Spruch umzudrehen. Doch so ganz in Fleisch und Blut übergegangen ist mir diese neue Sicht noch nicht. „Erst das Vergnügen, dann die Arbeit“? In dieser Reihenfolge wäre es viel besser. Denn wenn es uns gut geht, wir Freude bei einer Tätigkeit haben, fällt sie uns meist leichter und die Ergebnisse sind besser.

„Man bekommt nichts geschenkt“ ist ein anderer Spruch, der in die gleiche Richtung zielt. Ist es nicht sogar manchmal so, dass wir argwöhnisch werden, wenn uns jemand etwas Gutes tun, Arbeit abnehmen oder unerwartet etwas schenken will? Außerdem stimmt der Spruch gar nicht. Wir alle bekommen viel geschenkt.

Das beginnt mit unserem Leben. Geht weiter mit den vielen Dingen, die Eltern, Freunde, ja sogar Arbeitgeber uns schenken oder kostenlos zur Verfügung stellen. Wir selbst können uns mit Zeit, Freude, Genuss beschenken. Doch meist putzen wir erst die Fenster oder machen die Steuererklärung, bevor wir uns einen Kaffee gönnen. Über die drei wissenschaftlich erwiesenen Glücksbringer kannst Du Dich in diesem Beitrag informieren: was-macht-gluecklich

Wie kann ich aushalten mehr Glück als andere zu haben?

Vor allem für uns Frauen ist Zusammenhalt und die Pflege guter sozialer Beziehungen ein wichtiges Anliegen. Oft ist uns das jedoch gar nicht bewusst. Wir wollen dafür sorgen, dass es möglichst allen gut geht. Am besten noch allen gleich gut. Wir stellen dafür sogar eigene Interessen und Bedürfnisse zurück. Eltern sorgen auf dieser Basis für kleine Kinder, ohne zu murren. Doch wir übertragen dieses Verhalten auch auf andere Lebensbereiche. Wie wohl würdest Du Dich zum Beispiel damit fühlen, wenn andere wissen, was Du verdienst? Vor allem, wenn es mehr ist? Einige Menschen schneiden Etiketten aus ihrer Kleidung heraus, denn in vielen Regionen Deutschlands zeigt man nicht vordergründig, was man sich leisten kann.

Sein Glück mit dem Glück anderer zu vergleichen macht keinen Sinn. Jeder hat andere Bedürfnisse und Glücksfaktoren. Musik ist für den einen der Himmel auf Erden, für andere Belastung.  Ebenso ist es mit schöner Kleidung, einem Haustier oder öffentlicher Aufmerksamkeit. Viel von dem einen oder anderen zu haben heißt nicht, dass wir damit anderen etwas von deren Glück wegnehmen.

Ich bin schon lange ein Glückskind. Ich lebe in einem wohlhabenden Land, habe Eltern, die hinter mir stehen, bin super gesund und vieles mehr. Solche Faktoren können wir zum Teil beeinflussen, zum Teil nicht.

Glück haben oder glücklich sein?

Das bringt uns zu der Überlegung, dass wir das „Glück haben“ nicht direkt beeinflussen können. Ich muss Lotto spielen, wenn ich gewinnen will. Ob dies eintritt, ist unabhängig von mir. Ich kann viel für meine Gesundheit tun. Ob ich vollkommen gesund bleibe, hat trotzdem Zufallsfaktoren. Ein Zwischenbereich ist meiner Ansicht nach die Familie. Ich kann nicht beeinflussen, von wem ich geboren werde. Ich kann auch nicht beeinflussen, ob meine Eltern mich lieben und schätzen. Ich kann allerdings viel für einen guten Kontakt und Zusammenhalt tun. Garantiert ist dieser nicht.

Was ich immer steuern kann ist, wie glücklich ich bin. Ich kann immer sofort etwas tun, was mich glücklich macht, sei es richtig gut zu essen oder auszugehen oder einen guten Film anzusehen. Wir erwarten dann allerdings sehr viel von diesen Glücksmomenten und investieren entsprechend viel. Es ist jedoch ein Irrtum zu meinen, dass dieser Glückzustand lange anhält. Das Glück eines Essens oder Spiels ist schnell vorbei. Dann brauchen wir mehr davon und möglichst immer wieder einen neuen Kick. Denn Dopamin, was unsere Begeisterung steuert, nutzt sich ab. Es braucht dann für den gleichen angenehmen Effekt neue oder stärkere Reize.

Langfristiges Glück entsteht vor allem durch sinnvolles Tun

Das kann darin bestehen, etwas Neues zu lernen, es kann auch eine gemeinsame Aktivität mit anderen sein. Über eine gelungene Weihnachtsfeier sprechen wir länger als über eine neue Anschaffung. Langfristig glücklich macht es auch, wenn wir uns weiter entwickeln. Vor allem, wenn wir Erfahrungen, Erwartungen, Denk- und Verhaltensmuster verändern, mit denen wir unser Glücklichsein selbst torpedieren. Das geschieht zum Beispiel, wenn wir unsicher sind, wenn wir uns selbst nicht wertschätzen, perfektionistisch, ängstlich oder enttäuscht sind und das ein Leben lang mit uns herumtragen. Wenn wir merken, dass wir uns in bestimmten Situationen oder bei bestimmten Themen immer wieder selbst im Wege stehen, dann können wir uns hier selbst coachen oder Unterstützung holen, um dies zu ändern.

Zurück zu meiner Freundin. Nach meinen Reflektionen hab ich ihr mit einem glücklichen Smiley geantwortet. Es stimmt. Ich habe oft Glück. Und ich bin oft glücklich.Vor allem dann, wenn ich mir Zeit nehme. Hier kannst Du in 10 Minuten drei Ideen zum Thema „Lass Dir Zeit“ sehen: Lass Dir Zeit youtube

Ich werde dies noch bewusster genießen und andere damit anstecken. Hoffentlich auch Dich mit diesen Zeilen.

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